"9 von 11" sind für Nagelsmanns Startelf fix - 4 Personalfragen sind noch offen

Julian Nagelsmann muss nach einer Reihe an Ausfällen seine DFB-Startelf gegen Portugal umstellen. Vier Positionen sind auf dem Papier noch offen, für den Bundestrainer sind es nur noch zwei.
Jamal Musiala, Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck, Tim Kleindienst und Kai Havertz mussten passen. Auch Pokalsieger Angelo Stiller sagte kurzfristig ab, Yann Aurel Bisseck verletzte sich dann auch noch im Champions-League-Finale. Nadiem Amiri und Jonathan Burkhardt reisten verletzungsbedingt aus Herzogenaurach ab.
Für Bundestrainer Julian Nagelsmann wird es im Final Four der Nations League interessant. Gleich fünf Akteure, die beim spektakulären 3:3 nach 3:0-Führung in Dortmund gegen Italien aufliefen, sind nun nicht mehr dabei. „Die Ausfälle sind alle extrem bitter“, sagte der Bundestrainer bereits am Freitag.
Von selbst stellt sich die Mannschaft gegen Portugal aber nicht auf, versicherte Nagelsmann auf Nachfrage von FOCUS online am Dienstag. Gesetzt sei lediglich Rückkehrer Marc-André ter Stegen im Tor, jeder andere müsse sich seinen Einsatz verdienen. Auf der Abschluss-PK in der Münchner Allianz Arena sagte er: „9 von 11 haben wir im Kopf.“ Für die restlichen Positionen kommt es auf finale Bauchentscheidungen an.
Informiert habe er die Spieler noch nicht. „Wenn aber der eine oder andere im Training aufgepasst hat, weiß er es“, so Nagelsmann. Leon Goretzka, der auf der PK an seiner Seite platzgenommen hat, „hat aufgepasst, ja“, wie er mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht sagte.
Auf vier Positionen gibt es vor dem Halbfinal-Duell noch Fragezeichen, die Nagelsmann noch nicht auflösen wollte.
Wer steht zum Beispiel vor ter Stegen in der Innenverteidigung? Bald-Münchner Jonathan Tah sollte in Abwesenheit von Rüdiger und Schlotterbeck die Chefrolle einnehmen. Sein Nebenmann wird noch gesucht.
Beste Karten hat spätestens nach dem Ausfall von Inter-Star Bisseck, der sich im Königsklassen-Endspiel gegen PSG eine Muskelverletzung im Oberschenkel zuzog, der Dortmunder Waldemar Anton. Der ehemalige Stuttgarter spielte einen starken Saisonendspurt.
Robin Koch wäre hier die erste Alternative. Monacos Thilo Kehrer wurde zwar erstmals seit Juni 2023 nachnominiert, muss sich in der Hackordnung aber erstmal hintenanstellen.

Aleksandar Pavlovic muss sich um die Position neben Goretzka mit den BVB-Stars Pascal Groß und Felix Nmecha duellieren. Letzterer wäre ein Überraschungskniff von Nagelsmann. Setzt der Bundestrainer seinen Weg fort, müsste der Münchner in der Startaufstellung stehen. Groß hat aber die Erfahrung als Trumpf.
DFB-Neuling Tom Bischof wird wohl nur nach Spielverlauf zum Einsatz kommen. Für den 19-Jährigen soll das Final Four eine Art Schnupperkurs im A-Team werden. Robert Andrichs Rolle ist derweil nach einer schwachen Rückrunde bei Bayer Leverkusen unklar.
Kein Musiala, kein Havertz, dafür ist Wirtz zurück. Um ihn wird sich in der Offensive alles drehen. Wer soll an seiner Seite wirbeln?
Große Experimente wird Nagelsmann hier kaum eingehen. Die Bayern-Stars Leroy Sané (69 Länderspiele, 14 Tore) und Serge Gnabry (49 Länderspiele, 22 Tore) bringen am meisten Länderspielerfahrung mit. Dortmunds Flitzer Karim Adeyemi ist hingegen eine spannende Waffe von der Bank.
Richtig spannend wird es im Sturmzentrum. Niclas Füllkrug kehrt nach langer Verletzungspause zurück. Wirklich in Form ist der Torjäger nach einem enttäuschenden Jahr bei West Ham United nicht. Doch mit seiner Erfahrung und 14 Toren in 22 Länderspielen bringt er gute Argumente mit, seinen Vertreter zu vertreten.
Tim Kleindienst hatte nämlich in Füllkrugs Abwesenheit geglänzt, nun ist er im Lazarett. Stuttgarts Deniz Undav kam pünktlich zum Sommer wieder in Form, bewies dies auch im Pokalfinale gegen Arminia Bielefeld (4:2).
Doch ein Mann überragt alle anderen nicht nur physisch beim Abschlusstraining am Vormittag auf dem Adidas-Homeground in Herzogenaurach: Nick Woltemade. Der 1,98-Meter große Hüne sticht optisch aus der Mannschaft hervor – und seine Torquote tut es auf dem Papier.
„Nick hat das Momentum gerade total auf seiner Seite“, sagte Nagelsmann über den VfB-Star schon am Freitag. Einen Einsatz wollte er aber noch nicht versprechen und ließ erahnen, dass die Stürmerposition eine der zwei offenen Stellen ist.
„Beide haben gut trainiert“, sagte Nagelsmann über Füllkrug und Woltemade. Es seien unterschiedliche Spielertypen. „Vielleicht spielen wir auch mit beiden, lasst euch überraschen!“
FOCUS